Lieblinks 6/2023

Bär, Buch und Bärtini
Bär, Buch und Bärtini | ©2018 Kiki Thaerigen

Es wird heute hier etwas sehr kunstlastig, aber „nütztjanix, wie wir zu sagen pflegen“.

Los geht’s jedoch mit der traurigen Nachricht, dass Damon Albans “Gorillaz”-Film von Netflix dem Rotstift zum Opfer fiel. Der Streamingdienst, der noch vor nicht allzu langer Zeit mit stolzgeschwellter Brust ein Füllhorn von neuen Animationsprojekten ankündigte und dessen Animationsabteilung es zahlenmäßig mit den goldenen Zeiten von Disney aufnehmen konnte, hat die Sense rausgeholt, die Abteilung geschlossen, beliebte Serien und Filmprojekte wie “Gorillaz” sang- und klanglos eingestampft. Man könnte fast denken, es ginge ihnen nur ums Geld. Oh, wait.

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ChatGPT, die Simulation einer Simulation menschlicher Intelligenz und nach wie vor das beliebteste Hirnlos-Spielzeug seit dem Fidgetspinner. Dass die Medien diesen Stuss aus der Maschine so abfeiern ist auch klar. Echte RedakteurInnen wurden ja schon vor Jahrzehnten wegrationalisiert, aber mit Tools wie ChatGPT sparen die Verleger sich jetzt selbst noch die Fiverr-SklavInnen, die aktuell für fünfzig cent pro Zeile SEO-gerechte (lies: maschinenlesbare) PR-Texte schreiben. Und das fällt auch kaum mehr jemandem auf, denn erstens liest kaum jemand unter 60 Jahren mehr Tageszeitungen oder Magazine, und zweitens sind diese letzten Mohikaner halt entsprechend auf den Konsum maschinenlesbarer PR-Texte konditioniert.

Nun wurde Chat GPT von Nick Cave befragt, wie wohl ein Nick Cave Song aussähe. Über das Ergebnis schreibt der Meister der wütenden Melancholie wie folgt:

Data doesn’t suffer. ChatGPT has no inner being, it has been nowhere, it has endured nothing, it has not had the audacity to reach beyond its limitations, and hence it doesn’t have the capacity for a shared transcendent experience, as it has no limitations from which to transcend.

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Wer nicht gerade unter einem Stein geschlafen hat, hörte von der Vermeer-Ausstellung in Amsterdam. Der Großteil der bekannten, noch existierenden Gemälde des holländischen Meisters ist noch bis zum 4. Juni im Rijksmuseum zu sehen. Jedenfalls theoretisch, denn de facto war die halbe Million Tickets (!) binnen anderthalb Stunden nach Kartenvorverkaufseröffnung weg. Eat this, Beyoncé und Taylor Swift. (Ich selbst hatte natürlich ebenfalls versucht eines zu ergattern, aber während die Website aufgrund des Andrangs zusammengebrochen war, schaute ich nach halbwegs anständigen Hotels und Bahntickets und kam zu dem Schluss: Es wäre vermutlich billiger und logistisch einfacher, sich einfach einen Vermeer zu kaufen.) 

Angeblich soll es einen zweiten Schwung Tickets geben, aber ich haue mir ja auch nicht aus Spaß täglich mit dem Hammer auf den Kopf und freue mich, wenn der Schmerz nachlässt, ich genieße die Ausstellung jetzt online: 

View the VERMEER exhibition at the Rijksmuseum - from your own home

Wie schwer ist es eigentlich, wie Vermeer zu malen? Das fragte die New York Times und lud Profis und Amateure an die Pinsel.

 

Und wer nicht so fit mit dem Pinsel ist, kann vielleicht besser mit Loom Ringen umgehen? Hier gibt es einige kreative Interpretationen von Vermeers wohl bekanntestem Gemälde zu sehen, dem „Mädchen mit Perlenohrring“.

Die Macher der Ausstellung dürften wohl drei Kreuze machen, wenn alle Exponate wieder wohlbehalten bei ihren BesitzerInnen angekommen sind. Aber wer weiß, vielleicht lesen wir ja in sechzig Jahren die spannenden Hintergründe über dabei haarscharf verpasste Katastrophen? Die Mona Lisa wurde 1963 im MoMa fast von Sprinklern vernichtet, die stundenlang auf das Bild regneten.

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Zum Schluss raus aus dem Museum und rein in die Musik: Wie das Grammophon den 3-Minuten-Popsong erschuf.