Lieblinks 8/2023

Frühlingsboten
Frühlingsboten | ©2022 Kiki Thaerigen

Der Frühling ist hier aktuell mehr so stundenweise zu spüren. Zwischen Sonne, Regen, Hagel und Graupelschauer, sowie Schnee liegen oft nur Minuten. Ich flitze rasch zum Baumarkt im Viertel, auf der Suche nach einer Grundierung für ein kleines Sperrholzregal. Beim Blick auf die Preise falle ich fast tot um, im Bereich Farben und Lacke ist alles binnen Jahresfrist rund 30% teurer geworden. Wenn das so weiter geht, kann es sich niemand mehr leisten, Lack zu saufen. 

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Das Museum der obsoleten Klänge ist eine schöne Fundgrube für Töne, die man vielleicht nicht unbedingt vermisst hat (I’m looking at you, 2400-baud-Modem), aber so heute nicht mehr hört.

Einer davon ist gemeinhin der einer Schreibmaschine. Matt Zapruder schreibt über seine Royal Quiet Deluxe.

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Ich hatte kurz überlegt, eine Rezension der TV-Serie “Yellowstone” zu schreiben, diesen feuchten “Dallas meets Sons of Anarchy”-Traum der Trumplandbewohner, mit Schema F-Handlung, plattesten Dialogen, und eindimensionalen Charakteren, gegen die “24”s Jack Bauer geradezu Hamlet’sche Tiefe hat. (Die wirklich größte Überraschung für mich war, dass nicht Fox sondern Paramount dahinter steht.) Aber die NY Times hat das schon längst und viel besser getan, als ich es je könnte. Ich mag Pferdeopern, und ich mag Costner, den ich für den besseren, talentierteren, interessanteren und auch aufrichtigeren Tom Hanks halte. Auch die Landschaft ist natürlich grandios. Aber das reicht halt nicht, um mich bei der Stange zu halten. 

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Bleiben wir in den USA: Aidan Robbins ist ein YouTuber und Filmemacher, dem ich seit sicher zehn Jahren folge. Er lebt in den Carolinas und seine Filme sind oft sehr poetisch und geheimnisvoll fotografiert (die Landschaft der Blue Ridge Mountains gibt’s her). Hier erklärt er, warum der höchste Baum der Welt – in Kalifornien – geheim gehalten wird.

 

 

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Sonntagnacht war Oscarnacht, und wie üblich, seit ich nicht mehr in der Branche arbeite, habe ich brav geschlafen und mir morgens die best-of-Ansprachen auf YouTube angeschaut. Ich habe nur zwei der nominierten Filme gesehen und kann daher nicht viel zu den GewinnerInnen sagen, aber ich habe mich mit Brendan Fraser, Jamie Lee Curtis, Michelle Yeoh und Ke Huy Quan gefreut. Natürlich gibt es wie jedes Jahr die lauten Stimmen in den sozialen Netzwerken, die finden, alle Oscars und sämtliche Rollen hätten rein aus Prinzip an nicht-weiße, behinderte Nominierte aus den Reihen der Alphabetmafia gehen müssen, aber es is’ ja wie’s is, ne. Insgesamt war es ein erfreulich unspektakuläres Spektakel, das Jimmy Kimmel souverän moderierte. Am schönsten war seine Spitze in Richtung der Academy, also den Organisatoren und dem Großteil im Saal: “If anything unpredictable or violent happens during the ceremony: just do what you did last year, nothing. Sit there and do absolutely nothing. Maybe even give the assailant a hug.” Darüber dürfte sich auch Chris Rock gefreut haben.
(Nächstes Jahr hätte ich dann aber gern wieder Olivia Colman oder Frances McDormand, ja? Deren Dankesreden sind ja gemeinhin nicht zu toppen.)